Saatgutrecht
Freiheit für die Vielfalt
Die Regeln für Kulturpflanzenvielfalt werden neu verhandelt - die EU-Saatgutrechtsreform
Da die Probleme mit den geltenden EU-Vorschriften für die Erzeugung und das Inverkehrbringen von Saatgut (kurz: EU-Saatgutrecht) immer deutlicher geworden sind – unübersichtliche Vorschiften, aufwendige Verfahren, ein drastischer Verlust an pflanzengenetischen Ressourcen in den letzten Jahrzehnten (laut FAO weltweit minus 75% seit 1990) – hat die EU einen Reformprozess in Gang gesetzt.
2014 konnte der Versuch, den Industriestandard für Saatgut noch weiter auszubauen und die Weitergabe zwischen Landwirt*innen sowie von Landwirt*innen an Private stark einzuschränken, nach einer europaweiten Kampagne abgewehrt werden. Nun steht ein neuer Reformvorschlag der EU-Kommission vor der Tür.
ARCHE NOAH setzt sich mit aller Kraft dafür ein, das Recht auf den freien Tausch von Saatgut durchzusetzen und seltene, alte und bäuerliche Sorten zurück auf unsere Äcker, Gärten und Teller zu bringen. Vielfalt muss Mainstream werden dürfen, der industrielle Standard für Saatgut muss freiwillig werden! Schluss mit gesetzlichen Beschränkungen auf kleine Mengen, kleine Sackerln, kleine Anbieter, Nischen und überbordender Bürokratie. Gemeinsam mit Saatgut-Initiativen aus ganz Europa setzen wir uns dafür ein die Vielfalt aus ihren bürokratischen Fesseln zu befreien!
Die Kooperationsarbeit dazu wird im Rahmen des Projekts 'Gemeinsam Vielfalt befreien' von der Software AG Stiftung unterstützt.
Aktuelles
Saatgutrechts-Reform muss Klima- und Biodiversitätskrise ernstnehmen
8.2.2023: Am 7. Juni 2023 wird die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein neues europäisches Saatgutrecht veröffentlichen. In den anschließenden Verhandlungen werden die Spielregeln für Produktion, Tausch und Verkauf von Saatgut für die kommenden Jahrzehnte neu definiert.
Anfang Februar 2023 präsentierten wir in Brüssel eine Studie, welche die Grünen EU-Abgeordneten Martin Häusling und Sarah Wiener in Auftrag gegeben haben, über das veraltete und restriktive Rechtssystem und die Änderungen, die es braucht, um die Erhaltung und Nutzung der Kulturpflanzenvielfalt zu fördern, statt diese zu erschweren oder zu verhindern. In der anschließenden Podiumsdiskussion haben Vertreter:innen der Europäischen Kommission, der Bio-Landwirtschaft und europäischer Saatgutinitiativen die Studie begrüßt. Die Kommission wird in den kommenden Wochen ihren Gesetzesvorschlag finalisieren.
Studie auf Deutsch (Kurzfassung)
Studie auf English (Lange Fassung)
Programm: Veranstaltung mit Studienvorstellung
Für weitere Informationen geht es hier zur aktuellen Presseaussendung.
Saatgutrechts-Konferenz im Europäischen Parlament
22. Juni 2022: Damit trotz massivem Druck der Industrie die Kulturpflanzenvielfalt in der anstehenden Saatgutrechts-Reform nicht unter den Tisch fällt, sondern zurück in unsere Gärten und auf unsere Felder und Teller kommen darf, haben wir eine Saatgutrechts-Konferenz im EU-Parlament veranstaltet. Gemeinsam mit Saatgutorganisationen vieler Länder, BIO Verbänden und bäuerlichen Organisationen haben wir unsere Vision eines vielfaltsfördernden Saatgutrechts den über 100 interessierten Teilnehmer:innen präsentiert. Mitgebracht haben wir den Parlamentarier:innen und der EU-Kommission auch ARCHE NOAH Saatgut. Denn die Vielfalt ist für alle da!
Die Konferenz verpasst? Hier finden Sie die komplette Konferenz in Deutsch zum Ansehen:
Workshop zur EU-Saatgutrechtsreform
24. Januar 2022: Ende Januar organisierten wir einen zweitägigen Online-Workshop zur EU-Saatgutrechtsreform. 57 TeilnehmerInnen aus 19 europäischen Ländern kamen zusammen - von Portugal bis Estland, von Saatgutorganisationen über LandwirtInnen und ZüchterInnen bis SaatguterzeugerInnen. Im Mittelpunkt des Workshops standen der Aufbau von Kapazitäten, der Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Organisationen und Ländern sowie die Diskussion von Forderungen für eine diversitäts-freundlichen Gesetzgebung. Darüber hinaus wurden viele positive Beispiele vorgestellt und diskutiert, wie die neuen Vorschriften für ökologisches heterogenes Material in verschiedenen Ländern zur Stärkung der Agrobiodiversität eingesetzt werden.
Wie man die ökologische Pflanzenzucht zum Mainstream macht
9. November 2021: Die Bio-Pflanzenzüchter feierten ihr 20-jähriges Bestehen in Brüssel, um mit InteressenvertreterInnen und politischen EntscheidungsträgerInnen die notwendigen Veränderungen zu diskutieren, um die Bio-Pflanzenzüchtung zur Unterstützung der europäischen Green-Deal-Strategie und der Anpassung an den Klimawandel zu fördern.
Um den ganzen Bericht zu lesen klicken Sie hier.
Stellungnahme zur Saatgutrechtsreform
13. Juli 2021: In einem ersten Durchgang hat die EU-Kommission nun Feedback zu den Reformoptionen des Saatgutrechts eingeholt. Was es bräuchte um endlich Platz für Vielfalt zu schaffen haben wir schriftlich eingebracht.
Hier geht’s zur Stellungnahme von ARCHE NOAH.
Workshop zum Inception Impact Assessment
21. Juni 2021: Die EU-Kommission hat vergangene Woche einen Bericht zur Folgeabschätzung (Inception Impact Assessment) des zukünftigen EU-Saatgutrechts veröffentlicht. In diesem stellt sie verschiedene Reformoptionen dar, diskutiert mögliche Auswirkungen, und bittet um Feedback.
ARCHE NOAH hat daher einen europaweiten Workshop mit Saatgutinitiativen, bäuerlichen Organisationen und ErhalterInnen organisiert. So konnten wir uns heute intensiv über die Folgeabschätzung austauschen und auf den Kosultationsprozess vorbereiten.
Hier geht´s zum Inception Impact Assessment.
Hier geht´s zur Workshop-Präsentation.
Stellungnahme des europäischen Parlaments – Wichtigkeit der Kulturpflanzenvielfalt anerkannt
9. Juni 2021: Das Europäische Parlament betont in ihrem neuen Bericht zur EU Biodiversitätsstrategie, wie wichtig es ist, die Natur wieder auf die landwirtschaftlichen Flächen zurück zu holen. Die Vielfalt landwirtschaftlicher Ökosysteme soll gefördert werden und die lokalen genetischen Ressourcen erhalten bleiben! Schon in der EU Biodiversitätsstrategie hatte die EU-Kommission die Überarbeitung der Vermarktungsvorschriften für traditionelle Pflanzensorten erwägt, um zu ihrer Erhaltung und nachhaltigen Nutzung beizutragen. Auch die Registrierung von Saatgut soll für die biologische Landwirtschaft, sowie für traditionelle und lokal angepasste Sorten erleichtert werden. Wir begrüßen, dass die zentrale Rolle des Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt für den Umgang mit Klima- und Umweltkrise nun endlich anerkannt wird. Nun müssen Worten Taten folgen: Wir setzen uns dafür ein, der andauernden bürokratischen Beschränkung der Vielfalt mit einem vielfaltsfördernden Saatgutrecht ein Ende zu setzen!
Hier geht´s zum Report des europäischen Parlaments.
Studie der EU–Kommission zur Saatgutrechtsreform ist da!
30. April 2021: Wie wir vor zwei Woche schon berichtet haben, hat ARCHE NOAH mit 35 Organisationen, einen gemeinsamen Brief mit unserer Vision für die Kulturpflanzenvielfalt an die EU Kommission geschickt. Gestern hat die EU-Kommission nun die erwartete Studie über die Optionen zur Modernisierung des Saatgutrechts veröffentlicht.
Wir begrüßen, dass die EU-Kommission endlich anerkennt, dass die derzeitige Gesetzgebung die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzlicher genetischer Ressourcen behindert. Allerdings sind wir alarmiert, dass die Kommission nicht ausschließt, das Tauschen von Saatgut mit dessen Vermarktung gleichzusetzen. Das Recht auf den freien Tausch von Saatgut, wie es im österreichischen Recht und im Völkerrecht verankert ist, darf nicht angegriffen werden!
Hier geht's zur Presseaussendung von ARCHE NOAH!
Hier geht's zur Studie der EU Kommission!
Eine gemeinsame Vision für die Kulturpflanzenvielfalt
15. April 2021: Heute ist ein gemeinsamer Brief unterzeichnet von über 36 verschiedenen Organisationen aus 20 Ländern an die europäische Kommission übergeben worden.
In den kommenden Tagen wird von der EU Kommission eine Studie über die Möglichkeiten einer Überarbeitung des Saatgutrechts veröffentlicht. Vor dem Hintergrund dieser möglichen Änderungen der Rechtsvorschriften haben wir gemeinsam eine Vision für die Kulturpflanzenvielfalt formuliert. Denn die bestehenden Regeln fördern die Uniformität- und kurzfristige Produktivität auf Kosten der Kulturpflanzenvielfalt, der Umwelt und der Vielfalt der AkteurInnen, die Saatgut entwickeln. Angesichts der Klima- und Biodiversitätskrise brauchen wir umso mehr rechtliche Rahmenbedingungen, die das Potenzial der Kulturpflanzenvielfalt schützt und fördert, um eine widerstandsfähige Landwirtschaft zu etablieren und somit auch künftig Ernährungssicherheit zu gewährleisten.
Wir freuen uns, gemeinsam mit so vielen Organisationen, als starke Stimme für die Vielfalt auftreten zu können.
Hier geht’s zum Brief!
Saatgut in Bewegung
11. Februar 2021: Ende Jänner haben wir einen 2tägigen online Workshop über die geplante Reform des EU-Saatgutrechts organisiert. Gekommen sind fast 40 Menschen aus 17 europäischen Ländern, von Griechenland über Estland bis Luxemburg, von ErhalterInnen bis Bäuerinnen und Züchter zu Saatgut-ProduzentInnen. Schwerpunkte des Workshops waren Weiterbildung zum EU-Saatgutrecht, Erfahrungsaustausch von verschiedenen Organisationen und Ländern und die Arbeit an einer gemeinsamen Vision: Was wünschen wir uns für die Zukunft?
Das zweitägige Treffen war ein wichtiger Schritt, um die konkreten Probleme verschiedener Akteure zu sammeln und zu verstehen. Was uns wichtig ist: Ein neues Saatgutrecht muss auch einer Vielfalt an kleinen ZüchterInnen und Genbanken, Erhaltungsnetzwerken und Kleinbauern und –bäuerinnen gerecht werden, nicht nur industrieller Landwirtschaft und Saatgut-Konzernen.